Dritte ACM-Edelweißtrophäe, 28. bis 30. Sept. 2007 Bericht von Martin Gieshoidt:
Balocco, 28. bis 30.9.2007 Das letzte September-Wochenende stand im Zeichen der dritten ACM-Edelweißtrophäe; Ort des Geschehens war erstmals eine Rennstrecke in Balocco zwischen Mailand und Turin – genauer gesagt, das dortige gigantische Versuchsgelände des FIAT-Konzerns mit brandneuer Teststrecke für die Formel 1-Boliden von Ferrari.
Anreise: Der Wettbewerb begann schon beim Start in der Heimat mit einer touristischen Aufgabe. Fleißige Kilometerfresser und findige Strategen wurden nämlich wieder belohnt durch Sonderpunkte, wenn sie möglichst viele der zur Auswahl gestellten Zwischenziele ansteuerten und diese durch entsprechende Stempel auf ihrer Teilnehmerkarte belegen konnten. Sinnigerweise waren die begehrten Örtlichkeiten – meist hochgelegene Gebirgsdörfer oder endlose Alpenpässe - in Bayern, Österreich, der Schweiz und Italien derart verstreut, dass sie unmöglich in einem Sitz abgeklappert werden konnten. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich manch ehrgeiziger Heizer im Rentenalter bereits etliche Tage zuvor auf den Weg machte und die berufstätigen „Spätstarter“ das Nachsehen hatten. Letztere hatten nämlich das zweifelhafte Vergnügen, sich bei gröbstem Sauwetter mit Temperaturen um den Gefrierpunkt durch Regen und Schnee über die Berge zu kämpfen.Es gab aber auch genügend „Weicheier“ ohne Hang zum masochistischen Abenteuer, was spätestens auf dem Hotel-Parkplatz am Ziel in Form von jeder Menge Kleinlaster und Limousinen mit Transportanhängern überdeutlich wurde.
Wertung: Wie bereits angedeutet, bestand die Veranstaltung aus zwei Teilen – den Touristikaufgaben während der Anreise und je einer Gleichmäßigkeitsprüfung am Samstag und Sonntag auf der Rennstrecke. Elektronische Zeitmessung, jedes Fahrzeug mit Transponder. Außerdem gab es einen separat ausgefahrenen Mannschaftswettbewerb (11 Teams mit jeweils 4 Teilnehmern)
Teilnehmer: 83 Fahrerinnen und Fahrer aus ganz Deutschland, davon 41 vom ACM.
Samstag: Sonnenschein, etwas kühl, aber bestens befahrbare Piste (ein Teil der Formel 1-Strecke, etwa 4,5 km lang, mit allem, was das Herz begehrt – eine lange Gerade zum schmackhaften Gasaufreißen und Kurven von langgestreckt bis extrem eng).Alle wussten zwar, dass nur dezentes und vor allem gleichmäßiges Fahren letztlich zum Erfolg führen würde, doch einmal im Sattel ließen sich die wenigsten Reiter von solch spaßmindernden Erkenntnissen beeindrucken. Vor allem die Burschen auf vermeintlich unterlegenen Geräten mischten kräftig mit im Feld der verkappten Grandprix-Piloten. Von Zurückhaltung keine Spur. Die Maltzens auf 450er Einzylindern, Louis auf einer mickrigen Basic-BMW oder Peter Feicht, ebenfalls auf betagtem Stangerl-Boxer, fuhren wie die Henker. Dann gab Julius jun. seinem Vierventil-Boxer die Sporen. Das einheimische Streckenpersonal hatte derartiges noch nie erlebt (die Edelweiß-Ritter waren die absolut ersten Einspur-Piloten auf dieser Piste) und verfolgte mit offenen Mündern seinen entfesselten Ritt, der von einem betörend satten Gebrüll aus nur wenig gedämpften Auspuffrohren begleitet wurde. Kurz darauf steigerte sich dieses Solokonzert in eine orchesterartige Symphonie; dumpfes Grollen, ähnlich einer Bass-Tuba und helles Kreischen wie von einer Piccolo-Flöte, ließen die umliegenden Wälder erbeben. Die Instrumente: eine brandneue DUC 1098 von Markus Reicher und Hans Bartl´s Yamaha R 1, die aber bald wieder verstummen sollte, da sie bereits nach wenigen Runden wegen eines abgefallenen Schalthebels (im hohen Gras neben dem Asphalt entschwunden) nicht mehr spielbereit war.Inzwischen hatte fast alle Mitstreiter der Virus des berüchtigten Gashandzuckens erfasst. Robert Feicht konnte seine Ducati nur noch mit beherztem Zupacken bändigen, bevor sie beinahe mit unbeabsichtigtem „Wheely“ in eine Betonwand gekracht wäre und ein Freund aus dem Norden schlitterte rasant in eine lehmige Auslaufzone. Ansonsten verlief der Tag völlig störungsfrei und vor allem ohne jegliche Blessuren.
Sonntag: Ein morgendlicher Blick aus dem Fenster: Grauer Himmel und tropfnasse Straßen nach nächtlichem Regen stimmten nicht gerade fröhlich. Während des Vormittags waren daher ein kühler Kopf und besonnene Gangart auf ziemlich glattem Terrain gefragt. Zur Mittagspause konnte Karl Schuhardt, unser Rennleiter, aufatmen, da mittlerweile die Strecke wieder trocken und griffig war und alle Wertungsläufe sturzfrei absolviert wurden.Dann gab es eine Fahrt im Konvoi zur Besichtigung der gesamten Teststrecke. Nachdem uns der Chef des Areals alles gezeigt hatte, standen satte 39 Kilometer mehr auf dem Tacho und waren mehrere hundert Kurven bezwungen.Nicht zu fassen: Bartl´s Schalthebel wurde am Morgen wieder gefunden, doch unser Hans hatte keine Lust mehr, sich ins enge Leder zu zwängen und zog es vor, in weltmännisch lässiger Manier das weitere Treiben als elegant gekleideter Zivilist zu verfolgen.Am Nachmittag standen die letzten Runden zur Ermittlung der Mannschaftswertung und ein abschließendes freies Fahren auf dem Programm. Zum Schluss: Gruppenfoto für das Erinnerungsalbum der italienischen Funktionäre, großes Aufräumen und Zusammenpacken.
Fazit: Die Veranstaltung war wieder einmal ein großer Erfolg – nicht nur wegen des nahezu unfallfreien Ablaufs, sondern auch Dank des Einsatzes all jener, die hier lobend erwähnt werden sollten: Karl und seine Truppe für perfekte Vorbereitung und Abwicklung sowie Julius für seine guten Kontakte zu Ferrari, ohne die vermutlich die Sause überhaupt nicht möglich gewesen wäre. Und nun das wichtigste zum Schluss: Eine perfekte Verpflegung an der Rennstrecke, von etlichen unserer Damen des ACM bestens organisiert.
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